Unternehmer und Manager, ethische Einstellungen und ethisches Verhalten: State of the Art und neue empirische Analysen

Ansprechpartner: Dipl.-Kfm. Patrick Saßmannshausen, Research-Assistentin: Monika Hofmann in Kooperation mit Prof. Dr. Boris Blumberg, Universität Maastricht, NL.


Einstellungen und Verhalten von Entrepreneuren, Managern und der Bevölkerung in 24 europäischen Ländern in einer empirischen Analyse



Dipl.-Kfm. Patrick Saßmannshausen, Research-Assistentin: Monika Hofmann

in Kooperation mit Prof. Dr. Boris Blumberg, Universität Maastricht, NL

Unternehmer beeinflussen durch ihr Handeln die moralisch-ethische Tonlage unserer modernen Gesellschaft und sogar das ökonomische System in der Welt. Das Bild vom Unternehmer in der Gesellschaft hat sich gewandelt. Sie genießen heute ein weit höheres soziales Ansehen als dies zum Beispiel in den 68iger Jahren der Fall war (Koch, Lambert T. 2006). Unternehmer stehen heute häufig für Innovation, Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen (Spencer und Rutherfoord, 2003 / Koch, 2001). Dadurch kommt ihnen eine besondere moralische Verpflichtung zu, nicht nur ihren Angestellten und ihrer Umwelt gegenüber. Doch zeigen Skandale, etwa beim Börsengang junger Unternehmen, dass ethische Prinzipien mitunter verletzt werden. Moralische Probleme zeigen sich aber nicht nur bei Unternehmern, sondern auch bei Managern, wie die jüngsten Skandale beispielsweise bei VW exemplarisch aufzeigen. Folgen Unternehmer bzw. Manager dem Motto „Töten oder getötet werden“ oder entwickeln sie Firmenstrategien die ethischen Prinzipien und persönlicher Integrität genügen? In diesem Projekt soll empirisch untersuchen, inwieweit ethische Einstellungen und Verhaltensweisen von Managern von denen der Unternehmer abweichen. Aber auch in der Bevölkerung sind ethisch bedenkliche Verhaltensweisen nicht auszuschließen. Wer hat schon einmal zu viel Wechselgeld erhalten, den Fehler sofort bemerkt und den zuviel angenommenen Betrag dennoch behalten? Sind es nur „die da oben“ die eh machen, was sie wollen, oder erliegt „Otto Normalbürger“ nicht ganz genauso den ethischen Dilemmata seiner Lebenswelt? Auch diese Frage soll bei einer empirischen Überprüfung mit beachtet werden.



Die meisten empirischen Studien zu dem Thema Unternehmensethik arbeiten mit kleinen Stichprobenzahlen (Teal, Elisabeth J. / Carroll, Archie B. 1999; Bucar, Branko / Hisrich, Robert D. 2001). International breit angelegte und vor allem west-europäische Studien fehlen. Die empirische Basis unseres Projekts umfasst eine Stichprobenzahl von ca. 42.300 Probanden aus 24 europäischen Ländern. Diese Ländervielzahl innerhalb einer Arbeit ist neu, da die meisten Analysen in den USA, Russland, Ukraine, Slowenien und England erhoben wurden (Bucar, Branko / Glas, Miroslav / Hisrich, Robert D. 2003; Vynoslavska, O. / McKinney, J.A. / Moore, C.W. u. Longenecker J.G. 2005; Radaev, Vadim 1994; Fuxman, L. 1997). In dem Projekt wird mit multivariaten Analysemethoden gearbeitet, dabei wird nicht eine Variable isoliert (univariat) betrachtet, sondern es wirken mehrere Variablen gleichzeitig in einem Regressionsmodell. Die meisten bisherigen Analysen sind dagegen univariat. Desweiteren wird ein deskriptiver Ländervergleich der europäischen Staaten aufgestellt, um die ethischen Einstellungen und Verhaltensweisen in diesen Ländern betrachten zu können. Ferner wird in der vorherrschenden Literatur zum Thema Unternehmer bzw. Manager und Ethik nur ungenau oder gar nicht auf tatsächliches ethisches Verhalten eingegangen, sondern nur auf Einstellungen (McKinney, A. / Longenecker, Justin G. / Joseph, Carlos W. Moore 2005). Dieser Ansatz erscheint unbefriedigend, da es nicht nur auf theoretische Einstellungen im Leben ankommt, sondern letztendlich das tatsächliche Verhalten entscheidend ist. Das hier vorgestellte Projekt soll unter anderem hierzu einen Beitrag liefern und diese Lücke schließen.



Text: © Patrick Saßmannshausen und Monika Hofmann, Sept. 2006.

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